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Fehlsichtigkeit und Grauer Star im Fadenkreuz des Lasers

Intraoperativer Laserbildschirm Intraoperativer Laserbildschirm Universitätsklinikum Frankfurt

Die Augenheilkunde am Universitätsklinikum Frankfurt hat den ersten und bisher einzigen LenSx-Femtosekundenlaser in Hessen und der Rhein-Main-Region in Betrieb genommen. Durch das automatische Kontrollsystem kann Fehlsichtigkeit in bisher nicht erreichter Präzision und Sicherheit korrigiert werden.

 

Die Operation des Grauen Stars ist die weltweit am häufigsten durchgeführte Operation überhaupt. Kein anderer medizinischer Eingriff wird so oft angewandt, wie die Entfernung der altersbedingt getrübten Augenlinse und die darauf folgende Implantation einer Kunstlinse. Die Laserchirurgie zur Behandlung des Grauen Stars sowie auch zur Korrektur der Kurz-, Weit- und Alterssichtigkeit hat jetzt technologisch die nächste Stufe erreicht. Der LenSx-Femtosekundenlaser ermöglicht durch seine hochinnovative Laserfokussierung das präzise Zerkleinern der Augenlinse sowie das Anlegen aller benötigten Schnitte in der Größenordnung einiger Mikrometer. Damit erreicht das Gerät eine Genauigkeit, die mit der herkömmlich verwendeten manuellen Ultraschallchirurgie nicht erreicht werden kann. „Der Eingriff ist in wenigen Minuten so präzise durchführbar, wie das auch dem erfahrensten Operateur manuell nicht möglich wäre“, erklärt Prof. Thomas Kohnen, Direktor der Klinik für Augenheilkunde am Universitätsklinikum Frankfurt. Besonders profitieren von dieser Genauigkeit Patienten, denen individuelle Speziallinsen zur Korrektur der Kurz-, Weit- und Alterssichtigkeit sowie der Hornhautverkrümmung implantiert werden.

Als erstes und bislang einziges Krankenhaus in Hessen und der Rhein-Main-Region verfügt das Universitätsklinikum Frankfurt über einen LenSx-Femtosekundenlaser und ist jetzt damit im Regelbetreib.

 

Erheblicher Fortschritt in der Linsenchirurgie

Die seit 1967 angewandte sogenannte manuelle Ultraschall-Phakoemulsifikation stellt heute das Standardverfahren der Operation des Grauen Stars und des Linsenaustausches dar. Dabei werden die Hornhaut des Auges und die natürliche Linsenhülle manuell mit Skalpell und Pinzette geöffnet, die Augenlinse wird mit Ultraschallsonden zertrümmert, abgesaugt und anschließend eine Kunstlinse in die Linsenhülle implantiert.

Die Linsenchirurgie mit dem LenSx-Femtosekundenlaser ermöglicht es nun, die manuellen Komponenten der Operation erheblich zu minimieren. Hornhautschnitte, Öffnung der Linsenhülle und Zertrümmerung der Augenlinse werden hochstandardisiert und -präzise mit dem Laser durchgeführt. Während der OP wird individuell eine optische Kohärenztomographie (OCT), also eine akkurate Erfassung von Hornhautstruktur und Augenlinse des jeweiligen Patienten durchgeführt. So können vom Operateur alle Parameter des Eingriffs mikrometergenau an die anatomischen Voraussetzungen des Patienten angeglichen werden. Der Femtosekundenlaser führt dann alle Operationsschnitte durch. Anschließend kann der Operateur die zertrümmerte Augenlinse schonend und schnell absaugen und die Kunstlinse in die natürliche Linsenhülle einsetzen. Bei diesem Verfahren kommt im Regelfall keine Betäubungsspritze zum Einsatz. Durch die präzise, exakt vorab programmierbare Schnitttechnik mit dem Femtosekundenlaser ist diese Methode der Linsenchirurgie unanfällig für Schnittfehler. Komplikationen können so minimiert, Hornhautverkrümmungen besser korrigiert und die visuelle Rehabilitation der Patienten beschleunigt werden.

 

Einsatz von individuell angepassten Kunstlinsen

Die Linsenchirurgie mit dem Femtosekundenlaser wird an der Klinik für Augenheilkunde am Universitätsklinikum mit der Implantation von individuell angepassten Kunstlinsen kombiniert. Deren optische Eigenschaften können heute an das individuelle visuelle Anforderungsprofil der Patienten angepasst werden. Neuartige trifokale Kunstlinsen – also Linsen mit drei unterschiedlichen Stärken zugleich – ermöglichen ein deutliches Sehen in allen Entfernungen: vom Lesen eines Buches über den Computerbildschirm bis hin zum Fernsehen oder Autofahren. Aktuelle Kunstlinsen korrigieren zum Beispiel auch starke Hornhautverkrümmungen oder verbessern die Kontrastempfindlichkeit.

 

Deutschlandweit herausragende Expertise

Trotz der technischen Fortschritte ersetzt der Laser nicht den Operateur: Erfahrung in der Linsenchirurgie ist immer noch unumgängliche Voraussetzung für den Operationserfolg. Prof. Kohnen gehört zu den bundesweit erfahrensten Linsenchirurgen. Seit Beginn der Probephase mit dem LenSx-Femtosekundenlaser hat er in Deutschland mit diesem System die meisten Eingriffe überhaupt absolviert. Prof. Kohnen führt jetzt im Regelbetrieb rund 450 Linseneingriffe im Jahr mit dieser Technologie durch, die Tendenz ist steigend. In der Klinik für Augenheilkunde wird diese Form der Linsenchirurgie außerdem wissenschaftlich betreut. 2013 und 2014 wurden verschiedene Studien zur Präzision, zu ultrastrukturellen Schnittanalysen und zur Wundheilung nach Femtosekundenlaserschnitt in weltweit führenden Fachmagazinen veröffentlicht. „Vom Erkenntnisgewinn dieser auf höchstem internationalen Niveau durchgeführten Forschungsprojekte profitieren natürlich unsere Patienten, denen wir so immer Behandlungen nach aktuellem wissenschaftlichen Kenntnisstand anbieten“, erläutert Prof. Kohnen.

 

Quelle: Uniklinik Frankfurt am Main

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