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DEUTSCHES ROMANTIK-MUSEUM: ANWALTSSOZIETÄT GvW GRAF VON WESTPHALEN ÜBERNIMMT ERSTE EXPONAT-PATENSCHAFT

Bettine von Arnim geb. Brentano Bettine von Arnim geb. Brentano Frankfurter Goethe Haus

Die Spendenkampagne für das Deutsche Romantik-Museum geht in die nächste Runde. Bestätigt durch den breiten öffentlichen wie auch politischen Rückhalt setzt das Frankfurter Goethe-Haus seine Bemühungen um die Realisierung des Deutschen Romantik-Museums 2014 engagiert fort: Seit Beginn dieses Jahres besteht die Möglichkeit zur exklusiven Übernahme von Patenschaften für ausgewählte Objekte der Romantik-Sammlung des Freien Deutschen Hochstifts. Interessenten werden individuell und im persönlichen Kontakt umfassend beraten. Im fertig gestellten Museum werden die Paten, falls gewünscht, angemessen genannt. Die Spenden kommen dem geplanten Deutschen Romantik-Museum am Großen Hirschgraben zugute.


Die erste Patenschaft übernimmt die renommierte Anwaltssozietät GvW Graf von Westphalen, die unter dem Motto „Wir bauen das Deutsche Romantik-Museum“ Spenden für den Neubau eingeworben und selbst gespendet hat. Bei dem Patenschaftsobjekt handelt es sich um einen Brief Bettine von Arnims (1785-1859) an Fürst Hermann von Pückler-Muskau (1785-1871) vom März 1832 mit einer Zeichnung von Carl Friedrich von Rumohr (1785-1843) – ein Schmuckstück in der umfassenden Sammlung des Freien Deutschen Hochstifts zur Epoche der Romantik. Dr. Kristofer Bott von der Anwaltssozietät GvW Graf von Westphalen über die Beweggründe, sich für das Deutsche Romantik-Museum zu engagieren: „Der Romantik verdanken wir ein Feuerwerk von Ideen, Gedanken, Kunst. Wenn in Frankfurt am Main ein Ort geschaffen wird, an dem man das zeigen kann, ist das eine tolle Sache. Vielleicht springt der Funke über. Sehr gern unterstützen wir das Freie Deutsche Hochstift dabei.“


Frau Professor Dr. Anne Bohnenkamp-Renken, Direktorin des Freien Deutschen Hochstifts, dazu: „Das bürgerschaftliche Engagement ist nach wie vor eine sehr wichtige Stütze für unser Vorhaben, das Frankfurter Goethe-Haus und die Gemäldegalerie der Goethezeit um einen Erweiterungsbau zur Epoche der Romantik zu ergänzen. Wir danken der Anwaltssozietät GvW Graf von Westphalen für ihr Engagement und freuen uns sehr, dass sie die erste Exponat-Patenschaft zugunsten des Deutschen Romantik-Museums übernimmt. Patenschaften sind ein besonders schöner Weg, der persönlichen Bindung zum Projekt und zum Haus Ausdruck zu verleihen. Wir wünschen uns, dass weitere Freunde der Romantik auf diese Weise als Unterstützer gewonnen werden können.“


Gesucht werden Paten auch für Manuskripte von Clemens Brentano und Achim von Arnim („Verschiedene Empfindungen vor Friedrichs Sellandschaft“), Joseph von Eichendorff („Der neue Troubadour“), Ludwig Tieck („Des Lebens Überfluss“) sowie für einen Brief Friedrich von Hardenbergs (Novalis) an den Bruder Erasmus von Hardenberg und ein weiteres Schreiben von Novalis an Friedrich Schlegel mit dem Titelblattentwurf zu „Heinrich von Afterdingen“. Darüber hinaus kann eine Patenschaft für die einzigartige Bleistiftzeichnung Ludwig Emil Grimms von Bettine Brentano mit Buch übernommen werden. Diese Exponate zählen zu den Schlüsselwerken der Romantik und den kostbarsten Schätzen des Archivs im Hochstift.


Neben dieser besonderen Art des Engagements wird auch die Spendenkampagne für das Deutsche Romantik-Museum weitergeführt.


Spendenkonto
Freies Deutsches Hochstift: Deutsche Bank, Konto 092736805, BLZ 500 700 10 (Deutsche Bank), IBAN DE34 5007 0010 0092 7368 05, BIC DEUTDEFFXXX, Verwendungszweck: Deutsches Romantik-Museum

 

FOLGENDE OBJEKTE STEHEN FÜR PATENSCHAFTEN ZUR VERFÜGUNG
Friedrich von Hardenberg (Novalis, 1772-1801) an den Bruder Erasmus von Hardenberg (1774-1797) Wittenberg,

Anfang August 1793 eigenhändiger Brief mit Unterschrift, 4 Seiten Im April 1793 geht Hardenberg nach Wittenberg, um dort die letzten beiden Semester seines Jurastudiums zu absolvieren. In einem Brief an seinen Bruder Erasmus zeichnet Hardenberg das „Häuschen“, in das er sich gemeinsam mit einem Kommilitonen „eingenistet“ hat und beschreibt die Freuden des Studentenlebens: „In diesem Häuschen eine Treppe hoch in dem Erker, wohnen ein paar Schwestern. Das Schicksal hat gewollt, daß wir zum Glück uns jeder in die andre verliebt haben. So kommen wir einander nicht ins Gehege und bestehn brüderlich alle Affentheuer. … Sie sind sehr hübsch, wunderschön, aber um sie zu erlangen, haben wir Freyherrn müssen eine Fahrt in die Bürgerwelt machen. Es sind nichts als blanke, baare Bürgermädchen – aber sie haben hundertmal mehr Verstand, als die Vornehmsten. Du kannst dir vorstellen, wie angenehem wir leben.“
Friedrich von Hardenberg (Novalis, 1772-1801) an Friedrich Schlegel (1772-1829) Weißenfels, 5. April 1800

eigenhändiger Brief mit Unterschrift, 3 Seiten Die Handschriften des insgesamt 65 Briefe umfassenden Briefwechsels der beiden bedeutendsten Frühromantiker sind im Freien Deutschen Hochstift vorhanden. Sie geben einen faszinierenden Einblick in die gemeinsame Arbeit, die gegenseitige fruchtbare Kritik. Im Brief vom 5. April 1800, einem der letzten Briefe vor Novalis‘ Tod, teilt dieser Schlegel den Titelblattentwurf seines Romans „Heinrich von Afterdingen“ mit und kündigt an, eine Reinschrift des Romans folgen zu lassen. Die Titelei ist eines der wenigen Dokumente, die belegen, dass Novalis selbst nicht den Namen „Ofterdingen“, sondern „Afterdingen“ für die Publikation vorgesehen hatte. Nach dem Tod des Freundes veränderten Schlegel und Tieck als Herausgeber von Novalis‘ Werken den Titel eigenmächtig in „Heinrich von Ofterdingen“.


Ludwig Emil Grimm (1790-1863) Bettine Brentano (1785-1859) mit Buch (um 1809) Bleistiftzeichnung, 14 x 10 cm

Ludwig Emil Grimm besuchte ab Frühjahr 1809 die Akademie der Bildenden Künste in München. In den Folgemonaten hatte er regelmäßig Umgang mit Bettine Brentano, die er bei dieser Gelegenheit mehrfach zeichnete. In seinen Memoiren berichtet er darüber: „[…] ich kam alle Tage zu ihr. Abends kochte sie an einem alten Kamin Schokolade oder sie prutzelte sonst was zu essen; ich machte Zeichnungen und Skizzen“ (Ludwig Emil Grimm: Erinnerungen aus meinem Leben. Hrsg. und ergänzt von Adolf Stoll. Leipzig 1911, S. 108).


Clemens Brentano (1778-1857) und Ludwig Achim von Arnim (1781-1831)

Verschiedene Empfindungen vor Friedrichs Seelandschaft, worauf der Kapuziner, auf der diesjährigen Kunstausstellung (1810) eigenhändiges Manuskript (Mischhandschrift), 4 Seiten Es handelt sich um den berühmtesten Text zu Caspar David Friedrichs großformatigem Gemälde „Der Mönch am Meer“. Brentano und von Arnim hatten es im Herbst 1810 auf der Berliner Akademieausstellung gesehen und gemeinsam darüber geschrieben. Der Text beginnt mit der Beschreibung von Empfindungen beim Betrachten des Bildes: „Es ist herrlich, in unendlicher Einsamkeit am Meeres Ufer unter trübem Himmel auf eine unbegränzte Waßerwüsthe hinzuschauen, und dazu gehört, daß man dahin gegangen, daß man zurückmuß, daß man hinüber mögte, daß man es nicht kann, daß man alles zum Leben vermißt, und seine Stimme doch im Rauschen der Fluth, im Wehen der Luft, im Ziehen der Wolken, in dem einsamen Geschrei der Vögel vernimmt, dazu gehört ein Anspruch den das Herz macht, und ein Abbruch, den einem die Natur thut.“ Abrupt geht die Beschreibung dann zu einer Satire auf das Ausstellungspublikum über. Der Text erschien im 12. Blatt der von Heinrich von Kleist herausgegebenen „Berliner Abendblätter“. Ohne Brentanos und von Arnims Wissen hatte Kleist jedoch als Herausgeber den Text überarbeitet und gekürzt: Er strich die satirischen Elemente Brentanos, Arnims Textpassagen berücksichtigte er überhaupt nicht. Um die Urheberschaft des Textes zu klären, musste Kleist nach dem Protest der beiden Autoren eine Erklärung drucken: „nur der Buchstabe desselben gehört den … beiden Herren; der Geist aber und die Verantwortlichkeit dafür, so wie er jetzt abgefaßt ist, mir.“


Joseph Freiherr von Eichendorff (1788-1857) Der neue Troubadour (1822)

eigenhändiges Manuskript, 20 Seiten Eichendorffs Novelle „Aus dem Leben eines Taugenichts“ (1826) gehört zu den bekanntesten Texten der Spätromantik. Es hat sich lediglich eine einzige Handschrift erhalten: Fünf Doppelblätter mit insgesamt 20 beschriebenen Seiten enthalten das erste Kapitel sowie den größten Teil des zweiten Kapitels des in der Endfassung drei Kapitel umfassenden Textes und tragen den Titel „Der neue Troubadour. Ein Kapitel aus dem Leben eines armen Taugenichts“. Entstanden ist das Manuskript vermutlich 1822 in Danzig. Die erste Seite gibt exemplarisch Einblick in den Schreibprozess: Es finden sich Korrekturen, Streichungen und die für Eichendorff typischen Selbstkommentare, beispielsweise die Ermahnung am rechten Rand: „Das Ganzte, ehe ichs abschreiben laße, noch vorhero durchcorrigiren!!!“.


Ludwig Tieck (1773-1853)

Des Lebens Überfluß (1837) eigenhändiges Manuskript mit Unterschrift, 166 Seiten Tiecks späte Novelle entstand 1837. Sie handelt von Clara und Heinrich, einem jungen Ehepaar, das sich vor der Welt verstecken muss und deshalb im Obergeschoss eines leeren Hauses wohnt. Der Winter ist so hart, dass Heinrich nach und nach die Holztreppe und damit den Zugang nach draußen verheizt. Dem Glück des Paares können diese Umstände jedoch nichts anhaben und sie bleiben heiter und verliebt. Im Zentrum des Textes, der in seiner kontrafaktischen Lebensfröhlichkeit an den „Taugenichts“ erinnert, steht ein Traum Heinrichs. Er sei, so erzählt er Clara, auf einer Auktion versteigert worden, habe aber aufgrund von Claras beherztem Bieteinsatz einen derart hohen Preis erzielt, dass man beide wegen Plünderung der Staatsfinanzen zum Tode verurteilt habe. Das Hochstift besitzt die nachgelassene Reinschrift des Textes.

Quelle: Deutsches Romatik-Museum Frankfurt

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