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Informationen aus der Frankfurter Goethe-Universität - werden aktualisiert

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Rechtshistoriker Wim Decock bekommt Heinz-Maier-Leibnitz-Preis für Nachwuchswissenschaftler
Der Belgier forscht im Spannungsverhältnis von Moral, Recht und Wirtschaft der Frühen Neuzeit

FRANKFURT. Der 30-jährige Wim Decock, Nachwuchsgruppenleiter im Frankfurter LOEWE-Schwerpunkt „Außergerichtliche und gerichtliche Konfliktlösung“ und am Max-Planck-Institut für europäische Rechtsgeschichte, erhält den mit 20.000 Euro dotierten Heinz-Maier-Leibnitz-Preis. Der gebürtige Belgier, der neben seiner flämischen Muttersprach Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch, Altgriechisch und Latein beherrscht, forscht im Spannungsverhältnis von Moral, Recht und Wirtschaft der Frühen Neuzeit. In diesem Jahr wurden insgesamt zehn hervorragende junge Forscherinnen und Forscher mit diesem seit 1977 jährlich von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) vergebenen Preis ausgezeichnet.

Die Nachricht kam für Wim Decock heute völlig überraschend. „Ich hatte das nicht erwartet, denn wenn man sich die Liste der Preisträger aus den vorigen Jahren anschaut, sind das oft Naturwissenschaftler, etwa aus der Medizin oder Physik.“ Umso mehr freut sich der promovierte Rechtshistoriker, dass seine Forschungsarbeiten zur Rolle von kirchlicher Gerichtsbarkeit und den Zusammenhängen zwischen Theologie, Finanzen und Handel im 16. und 17. Jahrhundert Beachtung und Anerkennung finden.

Für die etablierten Wissenschaftler aus der Rechtsgeschichte war Decock ein heißer Kandidat für diesen hoch angesehenen Preis: Denn der Belgier gehört im europäischen, wenn nicht im weltweiten Vergleich zur absoluten Spitze der rechtshistorischen Nachwuchswissenschaftler. Decock ist sehr vielseitig ausgerichtet: Nach dem Abitur studierte er die seltene Kombination von Klassischer Philologie und Wirtschaftswissenschaften an der traditionsreichen Universität Löwen. Nachdem er sich mit seinen ersten wissenschaftlichen Schriften in die Grenzzone zwischen Philosophie, Theologie, Geschichte und Recht begeben hatte, entschloss er sich noch das Jurastudium anzuschließen. Seine exzellenten Studienabschlüsse ebneten ihm den Weg für eine international ausgerichtete Forscherkarriere. Mit dem sehr renommierten Marie-Curie-Programm „Early stage training“ kam Decock bereits 2006/2007 für ein Studienjahr nach Frankfurt.

Seit August 2012 leitet Wim Decock die Nachwuchsgruppe „Kanonistik, Moraltheologie und Konfliktlösung in der Frühen Neuzeit”, sie gehört zu dem vom Land Hessen finanzierten LOEWE-Verbundprojekts “Außergerichtliche und gerichtliche Konfliktlösung”, in dem die Rechtshistoriker der Goethe-Universität und des Frankfurter Max-Planck-Instituts für europäische Rechtsgeschichte gemeinsam mit anderen Partnern der Region zusammenarbeiten.

Gefragt nach der Relevanz seiner Forschung zur Lösung aktueller gesellschaftlicher Herausforderungen antwortet Wim Decock: „Ich versuche die Grundprinzipien unserer heutigen Verständnisses von Schulden, Märkten und Finanzen besser zu verstehen, indem ich die historische Wurzeln untersuche.”

Am 12. Mai 2014 findet die Preisverleihung der Heinz-Maier-Leibnitz Preise in Berlin statt. Wim Decock und seine Frau, die vor Jahren als Erasmus-Studentin in Berlin lebte, freuen sich schon auf die Wiederbegegnung mit der Hauptstadt und ihren Freunden dort.

Die Rechtsgeschichte in Frankfurt ist international führend: Neben dem Max-Planck-Institut für europäische Rechtsgeschichte, eine der weltweit führenden außeruniversitären Forschungseinrichtungen zur Rechtsgeschichte und inzwischen auch auf dem Campus Westend etabliert, existiert an der Goethe-Universität das größte rechtshistorische Institut aller deutschen Universitäten.

 

Eine ganze Bibliothek mit Mondschein-Schreibern
Am 6. März: Die lange Nacht der aufgeschobenen Hausarbeiten auf dem Campus Westend – Erstmalig sind auch Rechts- und Wirtschaftswissenschaftler dabei

Zum vierten Mal findet dieses Jahr bundesweit am ersten Donnerstag im März eine „Lange Nacht der aufgeschobenen Hausarbeiten” statt. Die Studierenden der Goethe-Universität bekommen am 6. März die Gelegenheit, im Bibliothekszentrum Geisteswissenschaften und in der Bibliothek Recht und Wirtschaft (Campus Westend) die ganze Nacht über nachzudenken und zu schreiben. In der Gemeinschaft mit anderen Schreibwilligen geht es darum, die eigenen Texte ein gutes Stück voranzubringen.

Tatkräftig unterstützt werden die nächtlichen Schreiber von den studentischen Schreibtutorinnen und -tutoren des Schreibzentrums, die die ganze Nacht lang Fragen zum Zeitmanagement, Zitieren oder zur Argumentation in wissenschaftlichen Texten beantworten werden. Zum ersten Mal können auch die Studierenden der Rechtswissenschaft in ihrer Bibliothek auf dem Campus Westend mitmachen.

Ariane Willumeit, 23 Jahre alt und seit Oktober studentische Tutorin am Schreibzentrum, freut sich schon auf die Nachtschicht: „Das wird meine erste ‚Lange Nacht‘ als Schreibtutorin. Ich bin gespannt, wie viele bis zum Morgen durchhalten. Eine ganze Bibliothek mit Mondschein-Schreibern stelle ich mir spannend vor.” Die konzentrierte Arbeitsatmosphäre in der Bibliothek findet Ariane sehr anregend, und wie der Rest des Tutorenteams hat auch sie schon Pläne geschmiedet, wie sie sich die ganze Nacht wach halten will: „Kaffee zum Wachbleiben, Kekse zum Durchhalten und hoffentlich viel zu tun. Außerdem wird eine meiner Kolleginnen gegen 23 Uhr einen Schreibtisch-Yoga-Workshop geben –auch eine tolle Methode, um frische Energie zu tanken.”

Für den zu erwartenden Ansturm sind die Tutoren gut gerüstet, und auf die Schreibwilligen warten neben der Möglichkeit zu einer individuellen Schreibberatung oder Kurzworkshops auch Kaffee in ausreichenden Mengen sowie ein kleines Büffet. Sich anmelden und mitmachen können alle Studierenden und Promovierenden der Goethe-Universität, die an einer aktuellen Schreibaufgabe sitzen.

Informationen: Schreibzentrum, Campus Westend, Tel. (069) 798. 32845
Programm Kurzworkshops: http://schreibzentrum.uni-frankfurt.de, Anmeldung für das Bibliothekszentrum Geisteswissenschaften bis zum 5.März unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! und für die Bibliothek der Rechts- und Wirtschaftswissenschaften bis zum 28. Februar Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

 

Neues „Historisches Kolleg“ bringt weltweite Vordenker nach Bad Homburg
Kooperation zwischen Historischem Seminar der Goethe-Universität und Forschungskolleg Humanwissenschaften/Historiker und Bestseller-Autor  Christopher Clark erster Fellow

Gemeinsam mit dem Historischen Seminar der Goethe-Universität eröffnet das Forschungskolleg Humanwissenschaften in Bad Homburg eine neue Programmlinie. Im kommenden Sommersemester nimmt das „Historische Kolleg im Forschungskolleg Humanwissenschaften“ seine wissenschaftliche Arbeit auf. Zu den ersten Fellows im Mai 2014 gehört Christopher Clark, Professor für Neuere Europäische Geschichte in Cambridge und Autor des Bestsellers „Die Schlafwandler. Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog“. Das Thema zum Auftakt des zunächst auf fünf Jahre angelegten Historischen Kollegs lautet „Die Welt um 1914“. Finanziell unterstützt wird das erste Jahr von der Stadt Bad Homburg. Zum Kreis der Förderer des Historischen Kollegs gehören als Hauptsponsorin die Frankfurter Mäzenin Dagmar Westberg sowie der Bad Homburger Unternehmer Stefan Quandt.

„Wir freuen uns sehr über die private und auch öffentliche Unterstützung, ohne die solch ein Vorhaben kaum zu realisieren wäre“, sagte Prof. Matthias Lutz-Bachmann, Direktor des Forschungskollegs Humanwissenschaften und Vize-Präsident der Goethe-Universität, bei einem Mediengespräch am Montag (17.2.) im Beisein von Dagmar Westberg, Stefan Quandt und Oberbürgermeister Michael Korwisi. Die Mäzenin engagiert sich bereits auf vielfältige Weise für die Universität. Das Historische Kolleg fördert sie nun mit einem höheren fünfstelligen Betrag pro Jahr - für fünf Jahre. Mit einer Zuwendung von insgesamt 100.000 Euro für die Gesamtlaufzeit unterstützt der Unternehmer Stefan Quandt das Projekt. Eine weitere namhafte Summe kommt von der Stadt Bad Homburg. Sie fördert insbesondere die Startphase mit 50.000 Euro. „Das Jahr 1914 hat für unsere Stadt, die zuvor zu den wenigen, exklusiven Treffpunkten des europäischen Adels zählte, gravierende, bis heute aber kaum erforschte Folgen gehabt“, nannte Korwisi einen der Gründe, die Forschungseinrichtung zu unterstützen. „Auch hierbei handelt es sich um die Fortsetzung einer bewährten Zusammenarbeit“, wie Lutz-Bachmann betonte. Die Stadt gehört – wie auch die Werner Reimers Stiftung und der Hochtaunuskreis – zu den Kooperationspartnern der Goethe-Universität am Forschungskolleg.

Das Forschungskolleg Humanwissenschaften ist ein Institute for Advanced Studies der Goethe-Universität mit Gastwissenschaftlern aus aller Welt, die für einen gewissen Zeitraum in Bad Homburg leben und arbeiten. Themenstellungen und Projekte stehen in enger Verbindung mit Schwerpunkten der Universität. Die Werner Reimers Stiftung, Gründungspartner des Forschungskollegs Humanwissenschaften, feierte im letzten Jahr ihr 50jähriges Bestehen und den 125. Geburtstag ihres Stifters und machte sich seit den frühen siebziger Jahren einen Namen durch die Förderung geisteswissenschaftlicher Tagungen. Hier traf sich die legendäre Forschergruppe „Poetik und Hermeneutik“ ebenso wie die Studiengruppe „Theorie der Geschichte“ und der Arbeitskreis „Moderne Sozialgeschichte“.

„Das Historische Kolleg ist eine großartige Chance, an einem Ort, der eine große Tradition historischer Debatten hat, die Kultur des internationalen Austausches über historische Kernfragen fortzusetzen, indem es Freiräume für Diskussionen in ganz unterschiedlichen Formaten bietet“, so Prof. Andreas Fahrmeir vom Historischen Seminar der Goethe-Universität, der als wissenschaftlicher Koordinator des neuen Projekts fungiert. Pro Jahr sollen bis zu zehn Fellows auf Einladung des Forschungskollegs die neue Programmlinie mit Leben füllen. Im aktuellen Auftaktjahr werden ab Mai zunächst drei renommierte Gastwissenschaftler erwartet. Neben Prof. Christopher Clark sind dies der an der Université de Montréal lehrende deutsche Historiker Prof. Till van Rahden, zu dessen Schwerpunkten die deutsche und europäische Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts gehört, und Prof. Gustavo Corni, der an der Universität Trient Zeitgeschichte lehrt. Sie bleiben für einen Zeitraum von zwei Wochen bis zu drei Monaten.

Das Historische Kolleg soll zum einen ein Ort des persönlichen kommunikativen Austausches und der Entwicklung neuer Fragestellungen zu Themen der Geschichtswissenschaft sein. Als Themen der nächsten Jahre stehen „Varianten des Kapitalismus – Der atlantische Raum und Asien“ unter der Federführung des Wirtschaftshistorikers Werner Plumpe auf dem Programm. Die Geschichtsprofessoren Luise Schorn-Schütte und Christoph Cornelißen werden jeweils Gastwissenschaftler zu ihren Forschungsthemen einladen, die von der Reformation bis zur Revolution 1918 reichen. Die Einbettung des Historischen Kollegs in den Kontext des Forschungskollegs Humanwissenschaften sorgt für einen kontinuierlichen interdisziplinären Austausch. Die Fellows, gleich welcher Disziplin, bleiben jedoch nicht nur unter sich. Auch die Angehörigen des Historischen Kollegs werden, so sieht es das Profil des neuen Projekts vor, wiederum in zwei weitere Richtungen wirken: Geplant sind auf der einen Seite Gastvorlesungen an der Goethe-Universität und Kolloquien für den wissenschaftlichen Nachwuchs. Auf der anderen Seite steht der Dialog mit der Gesellschaft, vor allem in Form von öffentlichen Vorträgen und Diskussionen am Forschungskolleg.

Im Jahr des 100-jährigen Bestehens der Goethe-Universität hat das Forschungskolleg Humanwissenschaften übrigens auch ein eigenes kleines Jubiläum – und das fast zeitgleich mit der Eröffnung seines Historischen Kollegs. Im Frühjahr vor fünf Jahren nahm die Einrichtung ihren wissenschaftlichen Betrieb auf. Der allererste Fellow kommt jetzt wieder. Es war Christopher Clark.

 

Leo Frobenius‘ Einfluss auf die ethnologische Forschung in Deutschland und Frankfurt
Symposium zum 140. Geburtstag des bekannten Afrikaforschers auf dem Campus Westend.

FRANKFURT. Der bekannte deutsche Ethnologe Leo Frobenius(1873-1938), der in den 1920er und 1930er Jahren in Frankfurt gewirkt hat, wurde vor 140 Jahren geboren, die Goethe-Universität feiert in diesem Jahr ihren 100. Geburtstags. Diese beiden Jubiläen machen die Goethe-Universität zum geeigneten Ort für ein interdisziplinäres deutsch-französisches Symposium, das Frobenius’ Rolle bei der Herausbildung ethnographischer und ethnologischer Wissensbestände über Afrika untersucht. Am Mittwoch (19. Februar) und Donnerstag (20. Februar) treffen sich deutsche und französische Wissenschaftler, neben Ethnologen auch Germanisten, Historiker und Kunsthistoriker, im Casino auf dem Campus Westend – ihr Thema: „Leo Frobenius: eine ‚histoire croisée“ der Entstehung und Aneignung von ethnologischem Wissen in Deutschland und Frankreich“.


Das Symposium wird veranstaltet vom Frobenius-Institut und dem in Frankfurt ansässigen Institut français d’histoire en Allemagne. Die Tagung nimmt die vielfältigen historischen Ungleichzeitigkeiten in den Blick, welche die jeweiligen nationalen Ausprägungen der Ethnologien in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts kennzeichneten. Dazu der Organisator des Symposiums Dr. Richard Kuba: „Diese Epoche war geprägt von großen Entdeckungsreisen – Frobenius unternahm zwischen 1904 und 1935 allein zwölf, teilweise mehrjährige Expeditionen nach Afrika. Gleichzeitig bildete sich in dieser Zeit ein theoretisch und methodisch fundierter und inhaltlich informierter Kanon heraus. Afrika war gleichzeitig Kolonialgebiet und kulturelle Inspiration. Das ethnologische Objekt war sowohl Beleg von ‚Primitivität‘ als auch Befruchter der künstlerischen Moderne.“ Die Tagung beschäftigt sich auch mit der komplexen Frage, wie sich die, von ihren nationalen Traditionen und politischen Interessen geprägte europäische Kolonialherrschaft mit den jeweiligen afrikanischen Gesellschaften verband. Wie verhält es sich beispielsweise, wenn der deutsche Ethnologe Frobenius das Aufeinandertreffen des französischen zivilisatorischen Anspruchs mit afrikanischen Kulturen in Französisch-Westafrika durch ein spezifisch deutsches Prisma wahrnimmt?


Als einer der frühesten Ethnographen „im Feld“ hat Frobenius nicht nur bedeutende Sammlungen ethnographischer Gegenständen für deutsche Völkerkundemuseen und für seine private Stiftung „Afrika-Archiv“, später „Institut für Kulturmorphologie“, beschafft, er hat auch zahlreiche afrikanische Volksdichtungen aufgenommen, eine umfangreiche visuelle Dokumentation der bereisten Gebiete angelegt und eine weltweit einzigartige Sammlung von Felsbildkopien geschaffen, die sich noch heute – wie viele andere Objekte – im Besitz des Frobenius-Instituts befinden. Während der Kolonialzeit zeugten diese Sammlungen vom Reichtum und der Vitalität der afrikanischen Kulturen. Mit seinen Schriften und Ausstellungen hat Frobenius maßgeblich dazu beigetragen, in Deutschland einen wissenschaftlichen Diskurs über Afrika zu begründen, darüber hinaus hat er  u.a. die Dichter und Theoretiker der „Négritude“, wie etwa Leopold Sédar Senghor entscheidend beeinflusst.


Im Deutschland und Frankreich der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts haben sich wissenschaftliche Traditionen und institutionelle Kontexte zum Teil sehr unterschiedlich entwickelt. Gerade in der Ethnologie gibt es jedoch auch Verbindungslinien zwischen den jeweiligen nationalen Traditionen, die eine Untersuchung ihrer Verflechtungsgeschichte („histoire croisée“) für die Wissenschaftler lohnenswert erscheinen lassen. Dazu Kuba: „Verschiedene ethnologische Themenfelder haben sich in ihrer jeweiligen nationalen Ausprägung parallel, antagonistisch oder sich gegenseitig beeinflussend, im Sinne einer ‚histoire croisée‘ entwickelt.“ Die Vorträge des Symposiums setzen sich auch mit der Frage auseinander, wie ethnologisches Wissen in Deutschland, Frankreich und später auch über eine Rückspiegelung in afrikanischen Ländern generiert, verbreitet und rezipiert wurde. Ein wichtiger Aspekt der Herausbildung der Ethnologie als Fach in Deutschland und Frankreich war das jeweilige Verhältnis zu den Nachbardisziplinen wie etwa zur Kunstgeschichte, zu den prähistorischen Wissenschaften, zur Kulturgeschichte oder zur Entdeckung und Rezeption afrikanischer Poesie. Weiter interdisziplinäre deutsch-französische Treffen zu diesen Themen sind bereits geplant.


Infektionskrankheiten und Klimawandel
Zwei neue Forschungsprojekte zur Medizinischen Biodiversität und Parasitologie

FRANKFURT. In Zeiten des Globalen Wandels finden zahlreiche Krankheitserreger und -überträger ihren Weg in neue Lebensräume. Zudem treten gänzlich neuartige Krankheiten auf. Lebensweisen, Umweltbedingungen und Wirt-Erreger-Interaktionen beeinflussen dabei die Ausbreitungsmechanismen. Eine Frankfurter Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Sven Klimpel (Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, LOEWE Biodiversität und Klima Forschungszentrum und Goethe-Universität) trägt nun mit zwei neuen Projekten, einer Graduiertenschule und einem BiodivERsA-Projekt, zum Verständnis der komplexen Zusammenhänge bei.

Infektionskrankheiten sind immer noch die weltweit häufigste Todesursache. In den Industrieländern konnten sie zwar im Verlauf des 20. Jahrhunderts zurückgedrängt werden. Aber seit einigen Jahrzehnten spielen neu aufgetretene und wiederauftretende Infektionskrankheiten (EID) sowie durch Vektoren übertragene Krankheiten wieder eine größere Rolle. Beispiele sind das Humane Immundefizienz-Virus (HIV), das Hanta-Virus  sowie das Ebola- oder Marburg-Virus. Die hohe Mobilität der Menschen und der weltweite Handel schaffen vielfältige Übertragungswege: Von einer einzigen Infektionsquelle ausgehend können Personen in verschiedenen Ländern infiziert werden. Die rapide globale Ausbreitung des SARS-Erregers im Jahr 2003 ist ein Beispiel für die globale Bedrohung durch EID.

Vielfältige Ursachen für ein globales Problem
Das neue, erneute oder vermehrte Auftreten von Infektionskrankheiten resultiert aus einer komplexen Beziehung zwischen Umwelt, Wirt und Erreger. Ökologische Veränderungen oder auch der Klimawandel betreffen beispielsweise die Habitate von Wirbeltieren oder Gliederfüßern (beispielsweise blutsaugende Insekten), die Erreger auf den Menschen übertragen. Auch wird die Entstehung und Verbreitung neu oder wieder auftretender Infektionskrankheiten durch Veränderungen des Verhaltens des potentiellen Wirts Mensch begünstigt. Außer der Ernährung, der Freizeitaktivität und der Reisetätigkeit spielen dabei auch der Medikamentenkonsum und der Gebrauch von Drogen eine wichtige Rolle.

Prof. Sven Klimpel und seine Mitarbeiter der am LOEWE Biodiversität und Klima Forschungszentrums (BiK-F) sind an zwei Großprojekten zu diesen Themen mit jeweils drei Jahren Laufzeit beteiligt. Beim ersten, durch die Leibniz-Gemeinschaft mit einer Million Euro geförderten Projekt handelt es sich um eine Graduiertenschule (International Multidisciplinary Parasitology and Vector Biology, IMPact-Vector), an der sich neben den Frankfurter Einrichtungen Leibniz-Institute in Hamburg (Bernhard Nocht Institut für Tropenmedizin) und Berlin (Institut für Zoo- und Wildtierforschung und Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei) beteiligen. Die Graduiertenschule soll dem Rückgang des Nachwuchses in der Infektionsbiologie und Parasitologie entgegenwirken. Inhaltlich geht es um die Erforschung von Infektionsprozessen unter Einbeziehung von Vektoren und Zwischenwirten, und zwar in unterschiedlichen Öko- und Modell-Systemen.

Globaler Wandel und invasive Stechmücken
Im Rahmen der europäischen Fördermaßnahme ERA-Net BiodivERsA wird außerdem ein Verbundprojekt mit Kollegen aus Frankreich und Österreich gefördert. Unter dem Titel „Globaler Wandel und invasive Stechmücken als Infektionskrankheitsrisiko in Europa“ werden die Auswirkungen invasiver Stechmückenarten erforscht. Den Wissenschaftlern stehen dafür rund 1,2 Millionen Euro zur Verfügung, mit denen die Übertragungswege von Infektionskrankheiten durch Mücken sowie die genetische Vielfalt, geographische Verbreitung und Klimatoleranz der neu in Europa auftretenden Mückenarten erforscht werden. „Stechmücken gelten weltweit als die wichtigsten Überträger vektor-assoziierter Infektionserreger“, resümiert Klimpel. Durch den globalen Wandel eröffnen sich für viele Arten neue Lebensräume: „Die absehbar bedeutendste Rolle in Europa spielen dabei Invasoren wie die Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus), Asiatische Buschmücke (Ochlerotatus japonicus) und die Gelbfiebermücke (Aedes aegypti). Dank der eingeworbenen EU-Mittel können wir uns jetzt grenzübergreifend mit diesem ganz Europa betreffenden Thema beschäftigen.“

Mit dem Programm ERA-Net BiodivERsA (European Research Area, ERA) fördert die Europäische Kommission die Zusammenarbeit zwischen den nationalen Forschungsförderinstitutionen und ist ein Hauptinstrument für das Zusammenwachsen des Europäischen Forschungsraums. Dank der hier aufgebauten europäischen Netzwerke können die nationalen und regionalen Forschungsaktivitäten besser koordiniert werden, um die Fragmentierung des Europäischen Forschungsraums zu überwinden. BiodivERsA ist ein derartiges Großprojekt, in dem die europäische Förderstrategie für Biodiversitätsforschung weiter vorangetrieben wird.

 

Ist die Kultur digital oder gar nicht?
Öffentlicher Vortrag am Forschungskolleg Humanwissenschaften der Goethe-Universität fragt am 19. Februar nach dem „Ende der Medien“

FRANKFURT/BAD HOMBURG. Der Computer hat wohl das Buch – manche sagen: schon längst – als Leitmedium der Gegenwart abgelöst. Doch während die Klagen über ein Ende der „Gutenberg-Galaxis“ noch nicht verklungen sind, geht die Digitalisierung weiter, umfasst immer mehr Lebensbereiche und gewinnt an Tempo und Tragweite. Digitale Speicherungs- und Verbreitungstechniken sind dabei nicht nur Bestandteile unseres Alltags, sie scheinen ihn auch regelrecht zu durchdringen. Die Frage, welche Auswirkungen das auf unser Verständnis von Kultur und der einzelnen Medien hat, steht im Mittelpunkt des Vortrags „Digitale Kulturen, oder am Ende der Medien“ des Medienwissenschaftlers Claus Pias am Mittwoch, 19. Februar 2014, um 19.30 Uhr am Forschungskolleg Humanwissenschaften der Goethe-Universität in Bad Homburg (Am Wingertsberg 4). Um Anmeldung wird gebeten.

Der Referent ist Professor für Medientheorie und Mediengeschichte an der Leuphana Universität Lüneburg. In seinem Vortag geht Claus Pias von der Beobachtung aus, dass die euphorischen oder katastrophischen Beschreibungen der Medienumbrüche, die in den 1980er und 1990er Jahren stattfanden, sich vorrangig noch der Differenz widmeten, die das Digitale machen sollte. Im Fokus der Analysen stand eine Andersheit des Digitalen, die sich immer noch auf ein Außen des Nicht-Digitalen beziehen konnte. Heute, zwei oder drei Jahrzehnte später, stelle sich, so Pias, dagegen eher die Frage, ob dieses Außen, an dem sich digitale Medien von anderen trennen lassen, noch existiere ? oder ob die subkutane Digitalisierung unserer Lebenswelt nicht den Begriff des Mediums selbst (und damit auch Medientheorie) kassiert habe.

Claus Pias leitet in Lüneburg die DFG-Kollegforschergruppe „Medienkulturen der Computersimulation“. Zudem ist er Direktor des Centre for Digital Cultures und des Digital Research Lab, jeweils ebenfalls an der Universität Lüneburg. Seine Hauptforschungsinteressen sind Medientheorie, Wissenschaftsgeschichte des Mediendenkens sowie Geschichte und Epistemologie der Simulation und der Kybernetik. Die Begrüßung zum Abendvortrag von Claus Pias in Bad Homburg liegt in den Händen von Matthias Lutz-Bachmann, Professor für Philosophie an der Goethe-Universität und Direktor des Forschungskollegs Humanwissenschaften. Die Einführung und Moderation übernimmt Heinz Drügh, Professor für Literaturwissenschaften und Ästhetik an der Goethe-Universität und Mitglied im Direktorium des Forschungskollegs.

Der Vortrag des Medienwissenschaftlers Claus Pias ist der öffentliche Teil der Fachtagung „Das digitale Selbst. Zur Wechselbeziehung von Digitalität und Gesellschaft“. Sie findet am 19. und 20. Februar in Bad Homburg statt. Die wissenschaftliche Verantwortung tragen neben Heinz Drügh die weiteren Kolleg-Direktoren und Frankfurter Professoren Spiros Simitis (Datenschutz, Rechtswissenschaften) und Klaus Günther (Rechtsphilosophie). Die Tagungsthemen reichen von Daten als neuer Internet-Währung über einen möglicherweise „heimlichen Genuss des Überwachtwerdens“ bis zu der Frage, ob das Internet als Ort der Freiheit nun eine schützende Regulierung braucht. Die Tagung ist universitäts- und presseöffentlich. Auch hier wird um eine Anmeldung gebeten.

Anmeldung:
Andreas Reichhardt, Tel: (06172) 13977-16, Fax: (06172) 13977-39, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

 

Jubiläumsräder der Goethe-Universität gehen auf Tour
100 Hollandräder im Design der 100-Jahr-Feier

FRANKFURT. 100 Jahre, 100 Räder: Zu ihrem hundertjährigen Bestehen hat die Goethe-Universität moderne Hollandräder exklusiv im Design des Jubiläums produzieren lassen. Ermöglicht wurde die Aktion durch zwei externe Partner: zum einen durch die „AOK – Die Gesundheitskasse in Hessen“ und zum anderen durch den Bockenheimer Fahrradladen „Per Pedale“.

Heute durften bereits die zehn Gewinner eines Kreativitäts-Wettbewerbs ihre Räder in Empfang nehmen. Prof. Manfred Schubert-Zsilavecz, Vizepräsident der Goethe-Universität, ließ es sich nicht nehmen, die schicken ‚Drahtesel‘ gemeinsam mit den Sponsoren den Gewinnern persönlich zu überreichen. „Ich wünsche Ihnen eine gute Fahrt mit ihren praktischen Stadträdern. Mit den umweltschonenden Fortbewegungsmitteln sind Sie zugleich sympathische Botschafter unserer 100-Jahr-Feier“, sagte Schubert-Zilavecz den strahlenden Gewinnern.

Riyad Salhi von der AOK Hessen ergänzte: „Als größte Krankenkasse in Hessen ist das Thema ‚Prävention‘ für uns besonders wichtig. Und Radfahren ist eine extrem wirksame Vorbeugung gegen Zivilisationskrankheiten. Was lag also näher, als die Studis mit Rädern und Radtaschen auszustatten? Ich freue mich jedenfalls, dass die Aktion so ein großer Erfolg ist.“ Zusätzlich macht eine praktische Messenger Bag der AOK Hessen die Räder zu perfekten Fortbewegungsmitteln für die Großstadt.

Die Gewinnaktion ist zugleich der Start für eine attraktive Verkaufsaktion: Studierende können eines der 100 Fahrräder zum Jubiläumspreis von 100,- Euro erwerben. Die Bewerbung für den Verkauf der Räder startet am 12. Februar. Voraussetzung für die Teilnahme ist eine gültige Immatrikulation an der Goethe-Universität, die Vergabe der Räder erfolgt nach Eingang der Mails an die folgende Adresse: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Mehr Informationen zum Jubiläumsprogramm unter http://www2.uni-frankfurt.de/gu100

 

Doppeltes Jubiläum: 10. MainMUN am Campus Westend Studierende simulieren Arbeitsweise der Vereinten Nationen.

FRANKFURT. Ein doppeltes Jubiläum feiern Studierende der Goethe-Universität derzeit auf dem Campus Westend. Der 100. Geburtstag der Goethe-Universität fällt zusammen mit einer kürzeren, aber beachtlichen Tradition: Zum zehnten Mal laden Frankfurter Studierende zu einer Simulation der Arbeitsweise der Vereinten Nationen ein. Knapp 200 Studierenden und einige Oberstufenschüler sind der Einladung gefolgt. Sie schlüpfen vom 6.-9. Februar in die Rolle von Diplomaten und arbeiten Resolutionen zur Situation in der Zentralafrikanischen Republik, zur Stärke der Rolle von Frauen in der Friedensmissionen und Gesetzgebung im Weltall aus. Diese Themen werden in der Generalversammlung, im Sicherheitsrat und in der Kommission für Friedenskonsolidierung verhandelt.

Die Welt mit anderen Augen sehen
Die Studierenden stehen vor der Herausforderung, die Politik „ihres Landes“ möglichst authentisch zu vertreten. Das ist nicht immer einfach: So sagt Christian Weiglein, der Indien in der Kommission für Friedenskonsolidierung vertritt: „Ich stehe vor der doppelten Herausforderung eine von meiner persönlichen Meinung abweichende Position zu vertreten und diese dann diplomatisch korrekt zu formulieren. “ Dieser Perspektivwechsel ist ein Lernziel der Simulation. Weitere sind, dass die Studierenden verstehen, wie internationale Organisationen funktionieren, wie man auf Englisch Kompromisse aushandelt und wie man sich auf internationalem Parkett angemessen bewegt.

Prof. Dr. Tanja Brühl, die das Projekt „Uni goes UNO“ an der Goethe-Universität initiiert hat, ist beeindruckt von dem studentischen Engagement: „Von früh morgens bis zum späten Abend agieren die Teilnehmenden höchst professionell. Sie verhandeln auf Englisch und gehen mit diplomatischem Respekt miteinander um. So fühlt man sich ein klein wenig wie bei der echten UNO.“

Gelebte Internationalität
International relevant sind also die Themen, die die Studierenden behandeln. International ist aber auch die Zusammensetzung der Teilnehmenden: So sind Studierende aus Frankreich, den Niederlanden, Schweden, der Türkei und sogar aus Indonesien und Sri Lanka an den Frankfurter Campus gereist, um dort die Arbeit der Vereinten Nationen zu simulieren.
„Ich freue mich, dass das MainMUN so international wie noch nie ist. Das entspricht dem Charakter der Goethe-Universität“, sagt Sarah Ollechowitz (Studentin im Masterstudiengang Internationale Studien/Friedens- und Konfliktforschung, 28 Jahre).

Sie ist eine von drei Generalsekretärinnen, die die Konferenz leiten. Hier sind die Frankfurter Studierenden dem großen Vorbild voraus. Denn in New York steht Ban-Ki Moon alleine an der Spitze der Weltorganisation. Verena Helfrich, Sarah Ollechowitz und Simone Thönelt studieren zwar noch, eine internationale Karriere wäre ein Traum für sie.
Unterstützt werden sie von Samantha Ruppel, die die Studierenden für die Professur von Tanja Brühl begleitet und anleitet. Seit Mitte Juni ist sie bei den wöchentlichen Treffen des 15-köpfigen Vorbereitungsteams des MainMUN dabei: „Es ist schön zu sehen, wie die Studierenden ehrenamtlich neben dem stressigen Studium eine große Konferenz inhaltlich vorbereiten und organisieren. Ich freue mich über den persönlichen Gewinn, den jeder einzelne daraus zieht.“ 

 

„Ich habe jeden Tag meiner Studienzeit genossen“
Daniela Schadt, Lebensgefährtin des Bundespräsidenten, spricht im  neuen UniReport über ihr Studium an der Goethe-Universität.

FRANKFURT. Germanistik, Politik und französische Literatur studiert sie in den frühen 80er Jahren in Frankfurt. Nach dem Magister Artium schlägt sie den Weg in Richtung Journalismus ein, der sie schließlich zur Nürnberger Zeitung führt. Heute begleitet sie als „First Lady“ ihren Lebensgefährten Joachim Gauck bei präsidialen Terminen und Reisen und setzt dabei ganz eigene Akzente.

Daniela Schadt hat auch noch nach über 25 Jahren sehr lebendige Erinnerungen an ihre Zeit an der Goethe-Universität. Im Gespräch mit dem UniReport erinnert sie sich an die Spätausläufer des 68er-Protestes, an die Gebäude und Studentencafés in Bockenheim und an Professorinnen wie Ingeborg Maus und Silvia Bovenschen. Sie bilanziert: „Es war eine sehr anregende und auch unbekümmerte Zeit, vielleicht eine der schönsten Zeiten meines Lebens.“

Weitere Themen im aktuellen UniReport:

- Der Soziologe Sighard Neckel über Burnout – Das gesellschaftliche Leid der Erschöpfung.
- Bernhard Kempen, Präsident des Deutschen Hochschulverbandes, über die Faszination von Forschung und Lehre und die zunehmenden Hemmnisse.
- Der Theologe Knut Wenzel über Papst Franziskus in den  Herausforderungen seines Pontifikates.
- Rückblicke auf die Gastprofessorinnen Angela Davis und Martha C. Nussbaum.
- Höhepunkte aus dem Jubiläumsprogramm der Goethe-Universität.


Der neue UniReport steht online unter http://www2.uni-frankfurt.de/49511099/Unireport_1-14.pdf  

 

Rechtswissenschaft in Frankfurt – vor den Herausforderungen der nächsten 100 Jahre
Ringvorlesung des Fachbereichs Rechtswissenschaft zum Universitätsjubiläum

FRANKFURT. Der Fachbereich Rechtswissenschaft veranstaltet im Jubiläumsjahr der Goethe-Universität eine öffentliche Ringvorlesung mit dem Thema „Rechtswissenschaft in Frankfurt vor den Herausforderungen der nächsten 100 Jahre – Erfahrungen und Erwartungen“. Den Auftakt bildet am Mittwoch (12. Februar) der Themenkomplex „Grundlagen des Rechts“, es referieren Prof. Dr. Thomas Duve, Direktor des Frankfurter Max-Planck-Instituts für europäische Rechtsgeschichte, zu „Rechtsgeschichte – Traditionen und Perspektiven“ und Prof. Dr. Hasso Hofmann, Humboldt-Universität zu Berlin, zu „Über Volkssouveränität“. Die Vorträge, zu den auch die interessierte Öffentlichkeit eingeladen ist, beginnen um 14 Uhr im Casino (Raum 1.801), Campus Westend

An insgesamt vier Terminen beschäftigen sich international renommierte Wissenschaftler mit den Bereichen Grundlagen des Rechts, Zivilrecht, Strafrecht und Öffentliches Recht. Die Vortragenden greifen Themenstellungen auf, zu denen der Fachbereich in der Vergangenheit durch seine Forschung beigetragen hat und sich auch in Zukunft weiter positionieren wird. „Mit der Ringvorlesung präsentiert der Fachbereich zum einen die Breite seiner thematischen Aufstellung und erhofft sich zum anderen Impulse für die zukünftige Orientierung unserer Forschungsschwerpunkte Grundlagen des Rechts, Internationalisierung des Rechts sowie Law and Finance“, so der Dekan des Fachbereichs, Prof. Dr. Georg Hermes.

Weitere Termine für die Ringvorlesung sind:

30. April 2014, 14-17 Uhr, Raum 1.801 (Casino, Campus Westend)

* Law and Finance – Neue Ansätze Prof. Dr. Katharina Pistor, Columbia Law School
* Wirtschaftsverfassung oder Wirtschaftsdemokratie?
Franz Böhm und Hugo Sinzheimer jenseits des Nationalstaates
Prof. Dr. Gunther Teubner, Goethe-Universität


21. Mai 2014, 14-17 Uhr, Raum 1.801 (Casino, Campus Westend)
* Das verschleierte Gesicht – Grund für strafrechtliche Verbote?
Prof. Dr. Tatjana Hörnle, Humboldt-Universität zu Berlin
* Die Bedeutung fundamentaler Strafrechtsprinzipien
im modernen EU-Strafrecht
Prof. Dr. Maria Kaiafa-Gbandi, Aristoteles-Universität Thessaloniki


11. Juni 2014, 14-20 Uhr, Raum 1.801 (Casino, Campus Westend)
* Public International Law in Frankfurt
Prof. Dr. Michael Bothe, Goethe-Universität Frankfurt
* The Future of Public International Law
Prof. Dr. Martti Koskenniemi, University of Helsinki
* The Internet in Global Constitutionalism
Prof. Dr. Ingolf Pernice, Humboldt-Universität zu Berlin
* The Future of European (Union) Law
Prof. Dr. Joseph H. H. Weiler, New York University School of Law

 

Kleines Protein mit vielen Funktionen
Biologin Anja Bremm ist neue Emmy Noether-Stipendiatin an der Goethe-Universität. Sie erforscht Ubiquitin.

FRANKFURT. Als Anja Bremm sich Ende 2012 entschied, von Cambridge (UK) nach Frankfurt zu wechseln, war es wegen eines Proteins. Das kleine, im Körper allgegenwärtige Ubiquitin wird von einer Frankfurter Arbeitsgruppe um Prof. Ivan Dikic seit Jahren intensiv erforscht. Ubiquitin wird wie ein Etikett an Proteine in der Zelle geheftet. Diese Markierung kann, je nach Struktur, unterschiedlichste Funktionen in der Zelle übernehmen. Anja Bremm hat eine spezielle Ubiquitin-Struktur charakterisiert, die bei der Anpassung der Zelle an Stresssituationen eine Rolle spielen könnte. Mithilfe eines Emmy-Noether-Stipendiums der Deutschen Forschungsgemeinschaft setzt die Biologin ihre Arbeiten an der Goethe-Universität fort und qualifiziert sich für eine wissenschaftliche Laufbahn.
„Zuerst dachte man, Ubiquitin diene ausschließlich dazu, beschädigte Proteine in der Zelle für die Entsorgung zu markieren“, erklärt die Biologin. „Dann entdeckte man, dass es auch an der Übermittlung von Signalen beteiligt ist.“ Dies läßt sich auf die Fähigkeit von Ubiquitin zurückführen, strukturell unterschiedliche Ketten zu bilden, welche von Adaptoren erkannt und in eine entsprechende Antwort übersetzt werden. Während ihrer Post-Doktoranden-Zeit am MRC Laboratory of Molecular Biology in Cambridge arbeitete Anja Bremm an einer atypischen und bis daher kaum untersuchten Ubiquitinkette. Sie konnte das betreffende Molekül anreichern, kristallisieren und dessen Struktur ermitteln.

Im Rahmen des Emmy Noether Programms wird Anja Bremm die Rolle dieses speziellen Ubiquitin-Signals untersuchen. Dabei wird ihr auch eine weitere Entdeckung aus ihrer Zeit in England helfen: Ein Enzym, das den schönen Namen Cezanne trägt, spaltet Ubiquitinketten dieses Typs spezifisch. Man hat damit ein Werkzeug, um neue physiologische Funktionen dieser atypischen Modifikation zu erforschen. „Soweit wir bisher wissen, spielen atypische Ubiquitin-Signale eine Rolle im zellulären Anpassungsprozess an Stresssituationen, die beispielsweise durch Sauerstoffmangel hervorgerufen werden. Unsere Erkenntnisse könnten künftig dazu beitragen, Ansatzpunkte für die Entwicklung neuer Medikamente zu finden“, erläutert Bremm. Bereits jetzt werden Wirkstoffe, die das Ubiquitin-System hemmen, in der Krebstherapie getestet. „Das verdeutlicht die Dringlichkeit intensiver Forschung auf diesem Gebiet“, unterstreicht die Forscherin. 

Mit Krebsforschung beschäftigte sich Anja Bremm schon während ihrer Doktorarbeit an der Technischen Universität München. Damals untersuchte sie den Zusammenhang von Zelladhäsion und Aktivität des epidermalen Wachstumsfaktorrezeptors (EGFR) im Magenkarzinom. Während dieser Zeit wurde auch ihr Interesse an der Strukturbiologie geweckt. Der berühmte Bruder von EGFR, der Her2-Rezeptor, spielt eine wichtige Rolle in Brustkrebszellen. Dieser kann heute durch einen Antikörper (Trastuzumab) gezielt blockiert werden, was die Prognose der Patientinnen deutlich verbessert. „Die Kristallstrukturen des Her2-Rezeptors, beschrieben von der Gruppe um Daniel J. Leahy in Baltimore (USA), und die Erkenntnisse die daraus gewonnen wurden, haben mir verdeutlicht, dass Zellbiologie in Kombination mit Strukturbiologie ein mächtiges Werkzeug sein kann“, erinnert sie sich.

Die Strukturbiologie ist ein Schwerpunkt des Exzellenzclusters Makromolekulare Komplexe an de Goethe-Universität. Sie beschäftigt sich insbesondere mit der Struktur von Proteinen in der Zelle und der Zellmembran. Deshalb hat Anja Bremm seit kurzem auch ein Büro und Laborräume im Buchmann Institut für Molekulare Lebenswissenschaften auf dem Campus Riedberg bezogen.

 

Quelle: Goethe-Universität Frankfurt

Letzte Änderung am Montag, 17 Februar 2014 18:37

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