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Goethe-Universität — „Goethes Hidschra. Reisen in den Orient. Reisen in Texte“

Veröffentlicht am: Montag, 12. Mai 2014, 15:39 Uhr (128)

FRANKFURT. Am Donnerstag (15. Mai) um 19 Uhr wird im Frankfurter Goethe-Haus die Ausstellung „Goethes Hidschra. Reisen in den Orient. Reisen in Texte“ eröffnet, die in Kooperation mit der Professur für Religionswissenschaften der Goethe-Universität und dem Projekt „Kunst baut Brücken – Morgenland trifft Abendland“ konzipiert wurde. Am 22. Juni zieht die Ausstellung dann in die Rotunde des IG-Farben-Hauses auf den Campus Westend um und ist dort bis 12. Juli zu sehen.

Die Schriftkunstausstellung, die im Rahmen des 100-jährigen Jubiläums der Goethe-Universität stattfindet, zeigt sowohl die schriftkünstlerische Auseinandersetzung der Gruppe „lettera“, mit Texten von Goethe und Hafis als auch Arbeiten des iranischen Kalligrafen Jamshid Sharabi zur persischen Übersetzung von Goethes Gedicht ‚Hegire‘. Diese Gruppe, zu der Marí Emily Bohley, Frank Fath, Antje Glashagen-Stuck, Anja Luedtke, Birgit Nass, Eveline Petersen-Gröger, Ursula Schröder-Höch und Jasna Wittmann gehören, pflegt seit mehr als 20 Jahren die Kunst des Kalligraphierens. Die Übersetzung stammt von Hossein Khadjeh Zadeh. Das ist ganz im Sinne Goethes, der sich oft vorgestellt hatte, ein Handelsreisender zu sein, dem es um den „Wechseltausch“ zwischen Kulturen geht. Zur Vernissage wird ein Rezitationsabend „Tausche Goethe gegen Hafis“ stattfinden, es werden Texte aus dem Divan von Goethe, von Hafis und aus dem Koran in deutscher, persischer und arabischer Sprache, zum Teil mit musikalischer Begleitung, aufgeführt.

Genau 100 Jahre vor Gründung der Goethe-Universität schrieb Goethe am Weihnachtsabend das Gedicht „Hegire“. Er wählte die französische Übersetzung des arabischen Wortes „Hidschra“, das auf die Auswanderung des Propheten Muhammads von Mekka nach Medina weist, zur Eröffnung für seinen West-östlichen Divan. Goethe eignete sich den Orient durch Texte, Dichtung, aber auch kalligrafische Übungen an, er befand sich in einem regen Austausch mit Professoren der Orientalistik an der Jenaer Universität (Eichhorn, Lorsbach, Kosegarten). Das Projekt „Goethes Hidschra“ unter Leitung der Frankfurter Religionswissenschaftlerin Prof. Dr. Catherina Wenzel möchte seine Beschäftigung mit den Religionen und das interkulturelle Potenzial des Divans im „Doppeljubiläum“ in den Mittelpunkt rücken.

Zum Projekt gehört neben den Übersetzungen und der Ausstellung, die noch in der Rotunde der Universität zu sehen wird, ein Konzert zur Finissage am 11. Juli (Freitag) um 18 Uhr sowie Seminare und Vorlesungen: So hält die Literaturwissenschaftlerin Prof. Dr. Anne Bohnenkamp-Renken ein Seminar zu Goethes „West-östlicher Divan“; Prof. Dr. Catherina Wenzel eine Vorlesung zu „Christlich-islamische Begegnungen in Europa, Konflikte, Apologetik, Dialoge“ und Prof. Dr. Fateme Rahmati, Zentrum Islamische Studien, und Prof. Dr. Catherina Wenzel gemeinsam ein Seminar zu „Goethes Beschäftigung mit dem Islam und der Religion Zarathustras“.

Die Ausstellung und die Veranstaltungsreihe werden überwiegend finanziert aus den zentralen Mitteln für das Universitätsjubiläum, weitere Sponsoren und Kooperationspartner sind die Kulturabteilung der iranischen Botschaft in Deutschland, die Hafis-Gesellschaft Verein für Kulturdialog und das Frankfurter Goethe-Haus.

Die Goethe-Universität gehört zu den universitären Standorten in Deutschland, an denen ein Zentrum für Islamische Studien und damit eben auch Islamische Theologie als Fach neben Judaistik, jüdischer Religionsphilosophie und den christlichen Theologien etabliert wurde. „Insofern bietet dieser Ort die Möglichkeit, das Thema interreligiös und interdisziplinär zu bearbeiten. Dabei geht es um Wissensformen, die im Divan rezipiert werden und die ihrerseits durch den Divan wieder vermittelt werden – sowohl in einer spezifisch literarischen Form, als auch im Prosateil, den Noten und Abhandlungen“, erläutert die Initiatorin Catherina Wenzel. „Dabei spielt selbstverständlich die Übersetzung eine zentrale Rolle, sonst würde für Goethe, der die persische und arabische Sprache nicht verstehen konnte, eine Rezeption Hafis oder des Koran unmöglich sein.“ So gestalten sich die imaginativen Reisen Goethes in den Orient, die oft auch als Reisen in die zeitliche Ferne sind, sowohl durch das Medium der Poesie als auch mittels Aneignung von Wissen, das die Orientalistik bereitstellt.

Und Wenzel ergänzt: „In diesem Aneignungsprozess von Wissen und auf der Suche nach Inspiration spielen die ästhetischen Dimensionen des Hörens von Klang, Rhythmus und das Betrachten der besonderen Formen des arabisch-persischen Alphabetes eine beachtliche Rolle.“ Goethe sagte selbst im West-östlichen Divan, Text und Kommentare: „Am liebsten aber wünschte der Verfasser vorstehender Gedichte als ein Reisender angesehen zu werden, dem es zum Lobe gereicht, wenn er sich der fremden Landesart mit Neigung bequemt, deren Sprachgebrauch sich anzueignen trachtet, Gesinnungen zu theilen, Sitten aufzunehmen versteht.“

Zur Vorgeschichte der Ausstellung: Im Rahmen des von der Hafis-Gesellschaft ins Leben gerufenen Projektes „Morgenland trifft Abendland – Kunst baut Brücken“ fand bereits 2012 eine Dialogausstellung in Teheran statt, an der der iranischen Schriftkünstler Sedaghat Jabbari und Antje Glashagen-Stuck von „lettra“ teilnahmen. Die Initiatoren des Projekts, Manfred und Gisela Grüter, stellten den Kontakt Catherina Wenzel in Frankfurt her  und  so entstand die Idee zu der Frankfurter Ausstellung.

Informationen: Prof. Dr. Catherina Wenzel, Professur für Religionswissenschaften, Fachbereich Evangelische Theologie, Campus Westend, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, (069) 798-32755

Authors: Goethe-Universität Frankfurt am Main

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